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Enkelbesuch via Bildschirm

Immer mehr Senioren nutzen digitale Medien für die Kommunikation

VON SUSANNA BAUCH

Hannelore Beidach hat gleich zweimal Grund zum Feiern: ihren 90. Geburtstag und die Geburt ihrer ersten Urenkelin Sarah. Zum großen Fest kommt die ganze Familie. Obwohl das eigentlich Geschenk genug ist, gibt es trotzdem noch eine Überraschung: Die Seniorin bekommt ein Tablet zum Ehrentag. Hannelore Beidach findet das großartig. Sie ist nämlich mittlerweile online weit besser unterwegs als zu Fuß. „Und ich kann auf dem Gerät jeden Tag die Entwicklung der kleinen Sarah verfolgen.“ Geschenk gelungen.

Insgesamt lässt sich die Generation 60 plus längst nicht mehr auf den behaglichen Rentner reduzieren. Sie ist vielmehr eine facettenreiche und vielschichtige Zielgruppe, die sich dem digitalen Zeitalter längst angepasst hat. In vielen Bereichen geht sie wie selbstverständlich mit dem Trend und hat durch die höhere Lebenserfahrung ein ganz anderes Zufriedenheitsgefühl als viele Jüngere.

Jeder dritte Deutsche über 65 Jahre nutzt mittlerweile ein internetfähiges Mobiltelefon, die Schwellenangst sinkt. Aber auch Tablet, Notebook und Computer fehlen in diesen Haushalten nicht. Mails gehören genauso zum Alltag wie Online-Banking, das Online-Lesen von Nachrichten oder sogar die Anmeldung in einem Dating-Portal. Auch das Smart Home zieht inzwischen in Wohnungen von Ruheständlern ein. Schließlich kann die Digitalisierung nicht nur den Grad an Kommunikation, sondern auch an Sicherheit erhöhen.

Digitale Mobilität wird auch bei Senioren im Alltag zunehmend wichtiger

Die digitale Mobilität spielt daher zunehmend eine Rolle bei Senioren. Im ersten Quartal 2017 in Deutschland waren 50 Prozent der Personen ab 65 Jahren im Internet unterwegs. Im Vergleich: 2007 waren es nur 19, 2012 immerhin bereits rund 32 Prozent. 

Die Aufgeschlossenheit der Älteren liegt oft in der Erkenntnis, dass das digitale Lernen großen persönlichen Nutzen bringt. Digitale Vernetzung und Kommunikation sind zentrale Aspekte auch im Leben älterer Menschen. Sie ermöglichen den Aufbau und den Erhalt sozialer Kontakte, seien diese privater Natur oder zu Pflegekräften, heißt es in einer Studie des Bundessozialministeriums. Digitalität könne zum konkreten Problemlöser im Alltag werden. 

Wie dazu die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO) feststellt, verändert sich im Alter die Motivation zu lernen – man tut es für sich selbst. Und Smartphone, Tablet und Co. können von zentraler Bedeutung sein, wenn es darum geht, den Alltag zu meistern, Beziehungen zu knüpfen und mit Menschen im Gespräch zu bleiben. Für Hannelore Beidach ist das Tablet ihr täglicher Begleiter. Sie gibt damit beim Supermarkt ihre Einkaufsliste ab, sie kommuniziert per Bildschirm mit ihrem Hausarzt und dem Pflegedienst, sie bestellt Konzertkarten und „schaut“ regelmäßig bei ihrer großen Familie vorbei. „Früher hat man unter einem Dach gelebt, jetzt hole ich mir die Enkel via Bildschirm in meine Küche.“

Hilfe für Senioren beim Umgang mit digitalen Medien

© Tim Kilby/Unsplash

Auch die Erziehungswissenschaftlerin Elisabeth Bubolz-Lutz unterstreicht die Bedeutung von (digitalem) Lernen im Alter für die Gesellschaft. „Wir leben vom Austausch von Wissen, Erfahrungen und von gegenseitiger Unterstützung. Dazu braucht es eine Kultur des ins Gesprächkommens, des Aufeinanderzugehens und des gemeinsamen Engagements.“ Wer nicht mehr so agil oder unternehmungslustig ist, braucht im digitalen Zeitalter auf Kommunikation und Austausch nicht zu verzichten. Mittlerweile gibt es etliche Möglichkeiten für Senioren, sich an Tablet und PC zu schulen, oft kommen die Lehrer sogar ins Haus. Oder man nutzt sogenannte Tandems: Studenten und Schüler unterstützen Senioren auf dem Weg in die digitale Welt – Nachbarschaftshilfe mit Einsatz digitaler Medien.

 

Die BAGSO setzt sich dafür ein, dass den Menschen bis ins hohe Alter barrierearme Zugänge in die digitale Welt eröffnet werden. Das Internet gehöre mittlerweile unverzichtbar zur öffentlichen Daseinsfürsorge. Deshalb sei es Aufgabe des Staates, den Zugang zu digitalen Dienstleistungen und Angeboten zu gewährleisten, so Bubolz-Lutz.

Erstveröffentlichung des Beitrags im GDA-Magazin "Meine Zeit" | Ausgabe 03-2019 mit dem Titel “Die Enkel kommen via Bildschirm”

 

Digitale Technik: Aber bitte seniorengerecht!

Die Gesellschaft wird immer digitaler. Senioren müssen mit der passenden Technik, einer zielgruppengerechten Ansprache und Schulungen an diese Welt herangeführt werden, sagt Evelin Pupeter, die sich mit ihrem kleinen Unternehmen auf Seniorenhandys spezialisiert hat. Genau das fordern auch die Senioren: 76 Prozent wünschen sich verständlichere Anleitungen, 55 Prozent würden gerne gezielte Einzelschulungen für ihre Altersgruppe in Anspruch nehmen. 

Die Kommunikationsmöglichkeiten der Enkelgeneration sind vielfältig. Ob Videoanruf oder Chat: So bleiben Sie mit Ihren Lieben in Kontakt. Dort finden Sie auch eine schrittweise Anleitung, wie Sie einen Videoanruf per Whatsapp starten können.

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