Fitness fürs Gehirn
Im Alter schusselig zu werden, davor graut den meisten. Dabei kann man selbst etwas dafür tun, um möglichst lange rege im Kopf zu bleiben. Lebenslanges Lernen hält auch Senioren geistig fit.
VON CARINA FREY
Plötzlich ist der Name des Bekannten weg. Oder der Enkel erzählt von seinem neuen Computerspiel – und mancher Ältere denkt: „Das verstehe ich alles nicht mehr.“ Im Alter baut die Leistung des Gehirns ab. „Allerdings längst nicht so stark, wie viele ältere Menschen glauben“, sagt Marcus Hasselhorn, Professor für Psychologie mit dem Schwerpunkt Bildung und Entwicklung am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main. „Man kann durch allgemeines Gehirntraining dem Abbau vorbeugen“, erläutert der Experte.
Ähnlich argumentiert Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Bonn. „Muskeln, die wir nicht nutzen, verkümmern. Das Gleiche gilt für das Gehirn“, sagt sie. „Menschen, die ihr Leben lang geistig aktiv waren, haben gute Chancen, auch im Alter geistig fit zu bleiben“, sagt die ausgebildete Gedächtnistrainerin – vorausgesetzt, die Anforderungen fallen nicht plötzlich weg. Genau das geschieht jedoch oft mit dem Abschied aus dem Arbeitsleben: Viele Menschen bemerkten einige Monate nach Rentenbeginn, dass sich ihr Gedächtnis und ihre Konzentration verschlechterten, sagt Lenz.
„Der Lebensradius verkleinert sich plötzlich, sie müssen sich nicht mehr so stark auf andere einstellen, konzentrieren sich weniger.“
Das Gedächtnis kann schon mit einfachen Übungen auf Trab gehalten werden. „Wir suchen zum Beispiel Wörter, die mit Z beginnen und mit Z enden“, berichtet Lenz über ihre Gedächtnistrainingskurse. Nach Angaben des Bundesverbands Gedächtnistraining gibt es bundesweit rund 1400 ausgebildete Gedächtnistrainer. Sie bieten Kurse in Volkshochschulen, Seniorentreffs und -heimen an. Neben Kombinations- und Konzentrationsübungen vermitteln die Gedächtnistrainer auch Lernstrategien. „Man kann sich Dinge besser merken, wenn man sie mit einem Bild, einem Klang oder einem Reim verbindet“, erklärt Gerontologin Barbara Kerkhoff aus Siegen. Das Internet, Sprachen oder ein Instrument: Viele Ältere sind motiviert, Neues zu lernen, und grundsätzlich kann dies auch jeder noch im Alter. „Ältere Menschen lernen nur anders“, sagt Kerkhoff. „Sie müssen den Stoff etwas öfter wiederholen.“ Zudem sollten die jeweiligen Lernabschnitte kürzer und klar strukturiert sein.
Besonders gut funktioniere das Lernen, wenn Bewegung mit Gedächtnistraining kombiniert wird, sagt Kerkhoff. Am besten gehe man dazu zu zweit spazieren und zählt beispielsweise von 1000 in Dreierschritten immer im Wechsel rückwärts herunter oder überlege sich abwechselnd Personen, deren Vor- und Nachname mit demselben Buchstaben beginnen. Letztlich ist es egal, wie das Gehirn gefordert wird. „Wichtig ist nur, die alltäglichen Routinen zu durchbrechen. Schon durch kleine Umstellungen kann man etwas für die geistige Fitness und Flexibilität tun“, sagt Ursula Lenz. „Man darf dem Gehirn einfach keine Pause geben.“
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