„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“ – haben die Comedian Harmonists gesungen. Recht haben sie! Wer gute Freunde hat, lebt zufriedener und länger.
VON SABRINA FRIEDRICH
Jeden Sonntagvormittag um kurz nach elf hat Margot Dressler* eine Verabredung. Dieser Termin ist der 82-Jährigen so heilig wie der Gottesdienst, den sie vorher im Radio gehört hat. Nach der Sendung greift sie zum Telefon und ruft ihre Freundin Renate Lüders* an. Diese wohnt in einem Pflegeheim, 230 Kilometer entfernt von der Seniorenresidenz, in der Dressler lebt. Sie will mit der Frau plaudern, mit der sie seit 65 Jahren durch dick und dünn geht. Die beiden haben etwas Besonderes: eine enge und lang anhaltende Freundschaft, die ihnen im Leben viel Halt gibt.
Eine stabile Beziehung wünschen sich viele Menschen. Laut der Jacobs-Studie „Freunde fürs Leben“ des Instituts für Demoskopie Allensbach sind für 85 Prozent der Befragten Freunde das Wichtigste im Leben, noch wichtiger als eine glückliche Partnerschaft (75 Prozent). Feste Bindungen haben einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden, belegen unzählige Studien. Eine kanadische Untersuchung (General Social Survey of Canada) zeigt, dass Freundschaften Einfluss auf die Gesundheit haben: Eine Befragung von 25 000 Menschen im Jahr 2003 ergab, dass regelmäßiger Kontakt mit Freunden Stress abbaut. Schon in den Siebziger- und Achtzigerjahren hatten Forschergruppen beobachtet, dass Menschen mit engen Beziehungen länger leben als jene ohne. Nur wie findet man einen guten Freund? Und wie bleibt die Bindung bestehen?
*Namen von der Redaktion geändert