VON EVELYN BEYER
“Das war unsere allererste Weihnachtsdeko.“ Behutsam zieht Hilda Markhof ein dunkelhäutiges Räucherkerzenmännchen mit Turban aus der Schachtel, wohl ein Morgenland-König. „Dann kamen die Pyramiden“ – eine leicht angekokelte mit handgeschnitzten Rehen, eine blaue mit pausbackigen Trompetenengeln. „Die sind älter als ich – von Verwandten aus dem Erzgebirge.“
Immer zum ersten Advent baut die 81-Jährige ihre Schätze auf, Figuren und Kerzenständer, die Krippe mit Ochs und Esel, alles aus Kindertagen. „Früher haben wir die erst am Heiligen Abend gesehen“, erinnert sie sich.
„Nach dem Gottesdienst spielte Opa mit uns, bis mein Vater das Glöckchen läutete. Und dann standen wir in der geschmückten Stube im Kerzenschein staunend vor dem Baum. Für mich war es ein Wunder.“ Mit ihren Kindern hielt sie es lange ähnlich: „Nur statt mit dem Opa zu spielen, schauten wir fern.“
Etwas Wehmut klingt da an. Schon lange lebt Markhof allein: „Mein Mann ist tot, Kinder und Enkel sind in alle Welt verstreut.“ Mit der Jüngsten hat sie bis vor fünf Jahren gefeiert. Doch als der Enkel zum Studium wegzog, kam Ende November der Anruf: „Die Familie fährt Ski über Weihnachten – sie hätten eine schöne Alternative für mich.“ Es war ein Schock. „Ich habe mich plötzlich einsam gefühlt.“