Glück im Grünen
Die Arbeit im Garten und an der frischen Luft tut Körper und Seele gut. Das wissen Gartenfreunde und -experten genauso wie Psychologen. Letztere nutzen das Säen, Pflanzen und Ernten sogar als Therapieform.
VON RALF HEUSSINGER
Graben, säen, gießen, jäten, ernten und einkochen – besonders bei vielen älteren Menschen wecken diese Worte ganz persönliche Erinnerungen. Denn gerade in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren gehörte Gartenarbeit zum Alltag – zumindest für die Glücklichen, die über einen eigenen Garten oder zumindest über ein Beet zum Obst- und Gemüseanbau verfügten. Die eigene Ernte war für viele ein wichtiger Baustein in der täglichen Ernährung – und so wurde die zusätzliche körperliche Arbeit Jahr für Jahr unverdrossen verrichtet.
Heute erlebt die Lust auf Gartenarbeit eine Renaissance: Senioren und auch Jüngere wie Janina Wedemeyer stehen oder knien in ihrer Freizeit auf der Erde und jäten, harken, säen, wässern – freiwillig. Denn die Arbeit hat – neben der Blütenpracht oder reicher Ernte – weitere positive Seiten. „Der Garten ist für mich Entspannung“, sagt Wedemeyer. „Unkrautjäten ist regelrecht meditativ.“ Seit sie als Kleingärtnerin viel Zeit an der frischen Luft verbringt, schläft sie besser, sagt sie.
Die gute Wirkung der Buddelei auf Körper und Geist ist längst wissenschaftlich erwiesen – und die gilt für jedes Alter. „Gartenarbeit stärkt den Blick für das Lebendige“, sagt Thomas Wagner vom Bundesverband der Deutschen Gartenfreunde (BDG). „Beim Umgang mit Pflanzen entwickelt man Demut und lernt Geduld.“ Wer für ein Beet oder ganz bestimmte Pflanzen im Garten zuständig ist, kümmert sich auch um sich selbst.
„Seelische Prozesse können durch gärtnerische Aufgaben einem persönlichen und organischen Wandel unterzogen werden“, erläutert Konrad Neuberger, Psychotherapeut und Mitgründer der Internationalen Gesellschaft für Gartentherapie (IGGT). Behandelt werden unter anderem Menschen mit Demenzerkrankungen. Die Arbeit im Garten gibt ihnen Orientierung und Struktur, und sie fördert die Fähigkeit, sich Aufgaben zu stellen – genau wie bei jedem anderen, der sich der Gartenarbeit widmet.
Der Garten – eine Oase für alle und ein Quell der Erholung? Wer nach getaner Gartenarbeit an schmerzendem Rücken leidet, stimmt dem wohl eher weniger zu. Dabei gibt es einfache Regeln, um bei der Arbeit im Grünen den Körper zu schonen. „Der beste Rat ist, auf seinen Körper zu hören“, empfiehlt Thomas Wagner vom BDG.
Gerade für Ältere empfehlen sich Hoch- oder Tischbeete – daran lässt sich im Stehen oder Sitzen arbeiten. Wer sich ins Beet setzen will, kann auf weiche Polster zurückgreifen. Zudem helfen leichte, ergonomisch geformte Gartengeräte, die nachlassende Körperkraft von Älteren – zum Beispiel in den Händen – auszugleichen. Ansonsten gilt: immer den Rücken entlasten, ruckartige Bewegungen und einseitige Belastungen vermeiden. Schmerzt etwas, ist eine Pause angebracht.
Auch wer keinen „Acker“ besitzt, kann gärtnern: Kräuter, Tomaten und Blumen wachsen auch im Balkonkasten und im Blumentopf. Denn Grün auf Balkon und Fensterbrett schafft einfach ein Wohlfühlklima.
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