Manche Menschen werden von Schicksalsschlägen aus der Bahn geworfen, andere dagegen können sie gut bewältigen. Resilienz nennt sich diese seelische Widerstandskraft. Und das Beste ist: Der Mensch kann lernen, sich nicht unterkriegen zu lassen.
VON JOHANNA UCHTMANN
Der Sechsjährige liegt in seinem Bett, als die Wehrmachtssoldaten ihn umzingeln und Waffen auf ihn richten. Eine Frau bittet die Männer, das Kind nicht zu töten. „Diese Kinder müssen verschwinden, sonst werden sie zu Feinden Hitlers“, antwortet ein Soldat. Mit dieser Szene beginnt die Autobiografie des französischen Resilienzforschers Boris Cyrulnik „Rette dich, das Leben ruft!“ (Ullstein-Verlag). Cyrulnik verliert seine Eltern im Konzentrationslager, wächst in Heimen, Pflegefamilien und Internaten auf. Später gründet er selbst eine Familie, wird erfolgreicher Wissenschaftler, bezeichnet sich als glücklich. Sein Forschungsgebiet ist das Phänomen, das ihm half, die großen seelischen Qualen seiner Kindheit zu überstehen: Resilienz.