Mittendrin im Alltag der Lieben
Unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leidet das Sozialleben älterer Menschen besonders. Das Erlernen digitaler Kompetenzen ist ein gutes Mittel, die Kommunikation mit den Liebsten aufrechtzuerhalten.
VON JACQUELINE BRUNSCH
Ein kurzes Klingeln, ein routiniertes Tippen auf den Smartphone-Bildschirm und schon leuchten Gerda Höfners Augen: Die Tochter der 73-Jährigen hat ein neues Foto des jüngsten Familienmitglieds geschickt – per Kurznachrichtendienst WhatsApp.
„Mit der Post versendet man so was doch heutzutage nicht mehr“, sagt die Seniorin mit verschmitztem Lächeln. Bis vor Kurzem zählte sie selbst noch zu den rund zehn Millionen vornehmlich älteren Menschen in Deutschland, die aktuell noch offline sind – „aus Angst und Bequemlichkeit“, wie sie selbstkritisch anmerkt. „Ich hatte Bedenken, ob ich das überhaupt hinkriege.“
Doch ihre Familie hat sie immer wieder ermutigt. Und als der älteste Enkelsohn im Spätsommer 2019 zum Studieren in eine andere Stadt zog, habe bei ihr ein Umdenken eingesetzt, „ob ich mir dieses Internet und die Smartphones nicht doch einmal anschauen sollte“. Schließlich wollte sie weiterhin an dessen Leben teilhaben. „Und wer weiß, wohin es meine anderen Enkelkinder in Zukunft zieht?“
Einige Wochen später „schnupperten“ Großmutter und Enkel „gemeinsam in die digitale Welt hinein“. „Ich war ganz fasziniert, was sich mit so einem kleinen Gerät anstellen lässt: Videogespräche führen, Bilder verschicken oder die Wettervorhersage anschauen oder Kochrezepte suchen“, schwärmt Höfner von diesem Aha-Moment.
Mit diesem Ansatz liegt die Seniorin genau richtig, wie Ingolf Leschke von der Zeitschrift „Computer Bild“ bestätigt. Speziell konfigurierte mobile Endgeräte seien für ältere digitale Einsteiger das Mittel der Wahl. Schließlich seien diese auf wesentliche Funktionen reduziert und enthielten Erklärtexte.
Sein Tipp: „Wer mit der Größe von Abbildungen und Schriften nicht zurechtkommt, kann sich das Gerät so einstellen, dass nur die wichtigsten Programme angezeigt werden.“
„Seitdem meine Familie weiß, dass sie mich darüber erreichen können, bekomme ich ständig Fotos, Nachrichten oder Videoanrufe.“ So sehe Höfner ihre Verwandten wegen der Pandemie zwar selten persönlich, dafür sei der digitale Kontakt umso intensiver. „Ich bin mittendrin in ihrem Alltag.“
Ebenso gelassen blickt die Seniorin der Zukunft entgegen: „Ich habe gemerkt, dass man auch im höheren Alter Neues lernen kann. Seitdem bin ich selbstsicherer und selbstständiger und fühle mich auch geistig fitter.“
Digitale Helfer erleichtern den Alltag
Mobile Endgeräte können den Alltag enorm erleichtern oder sogar Leben retten. So liefern digitale Arztsprechstunden per Videotelefonat schnelle erste Diagnosen, ohne dafür die Wohnung verlassen zu müssen. Gleiches gilt für digitale Beratungen im Bereich der Lebenshilfe.
Auch die Dinge des täglichen Bedarfs können bequem online bestellt werden – viele örtliche Supermärkte bieten diesen Service an. Mit der digitalen Anwendung „Mein Notruf“ kann per Knopfdruck der Rettungsdienst alarmiert werden, während „Medisafe Alarm“ an die rechtzeitige Pilleneinnahme erinnert. Und falls Sie in einer unbekannten Umgebung zeitnah ein Medikament benötigen sollten, zeigt der „Apothekenfinder“ Filialen in der Nähe an.
Erstveröffentlichung des Beitrags im GDA-Magazin "Meine Zeit" | Ausgabe 02-2020 mit dem Titel “Mittendrin im Alltag der Lieben.”
Persönliche Begegnung trotz räumlicher Distanz
Persönliche Treffen sind unersetzbar – aber auch ein Gespräch per Videotelefonie macht große Freude. So können Sie Ihre Familie oder Freunde trotz räumlicher Distanz sehen und hören. Voraussetzungen für die Nutzung des digitalen Dienstes sind ein internetfähiges Gerät (Smartphone, Tablet oder Computer) mit integrierter Kamera und ein zuvor eingerichtetes E-Mail-Konto.
Die E-Mail-Adresse wird für die Erstellung eines Nutzerkontos bei einem Kommunikationsdienst mit Videofunktion benötigt – zum Beispiel Skype oder WhatsApp. Der Anbieter verschickt anschließend eine Bestätigung per E-Mail, die durch Anklicken eines Links rückbestätigt werden muss.
In unserem Ratgeberbeitrag “So bleiben Sie in Kontakt mit Ihren Lieben” erklären wir Ihnen 5 einfache Möglichkeiten digitaler Kommunikation für Senioren. Hier können Sie auch unsere GDA-Broschüre “So funktioniert Videotelefonie mit Whatsapp” als pdf herunterladen.