Zuhause pflegen oder im Seniorenstift?
Für viele Menschen ist die Entscheidung, ob sie in ein Seniorenstift ziehen oder nicht, eine grundlegende Frage.
Ab welchem Moment wird die Frage, sich zuhause oder in einem Seniorenstift pflegen zu lassen, legitim und welche Gründe sprechen dafür oder dagegen? In diesem Artikel geben wir Ihnen eine erste Handreichung für diese nicht einfache Entscheidung.
Immer mehr Menschen in Deutschland werden pflegebedürftig. Bis zu 76 % der Angehörigen pflegen dann ihre Liebsten zum Teil alleine oder mit Pflegepersonal zuhause. Beispielsweise mit der aktivierenden Pflege, d. h. Pflege zur Selbsthilfe.
Emotionale Gründe wie persönliche Nähe und eine starke Bindung spielen dabei sicher eine genauso große Rolle, wie finanzielle. Pflegesätze sind in der Regel nicht deckungsgleich mit den Kosten für ein qualitativ hochwertiges Seniorenstift. Was liegt also näher, als an die Angehörigen zu denken und sich diesbezüglich an sie zu wenden?
Aber es gibt natürlich auch ganz andere Situationen. Ihre Tochter ist zum Beispiel beruflich sehr erfolgreich und hat zudem Kinder, die sie betreuen muss oder Ihr Sohn lebt und arbeitet im Ausland und kann nur selten vorbeikommen. Welche Vorteile kann dann die Pflege in einem Seniorenstift haben?
Wir haben uns darüber Gedanken gemacht und die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengetragen. Manche sprechen gegen die Pflege in einem Wohnstift oder einer Seniorenresidenz und andere dafür. Abwägen und entscheiden müssen letztendlich Sie nach Ihrer indiviuellen Lebenssituation.
Krankheitsentwicklung und Aussicht
Zunächst einmal gilt, nicht für jede Krankheit oder altersbedingte Beschwerde ist die eine oder andere Pflege besser. Welche Krankheiten oder Beschwerden betreffen sie heute und wie fühlen sie sich damit zuhause? Können sie sich aktuell noch gut selbst versorgen? Sehr gut. Doch ist das mittelfristig auch noch so?
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Pflegegrad beantragen
Wenn es zu einem Notfall kommt und der Pflegegrad nach der Begutachtung durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherungen) erst beantragt wird, kann es zu Wartezeiten kommen. Die Begutachtung, sowie die Einreichung dauern und auch die Entscheidung fällt nicht von heute auf morgen. Dann müssen die anfallenden Kosten zunächst einmal selbst übernommen werden.
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Was steht ihnen zu?
Mit der Schwere der Krankheit ergeben sich unterschiedliche Pflegesätze. Ob sie einen ambulanten Pflegedienst buchen, ein Angehöriger sie betreut oder sie in einem Seniorenstift gepflegt werden, all das hat Auswirkungen auf die Höhe der Auszahlungen der Pflegekassen.
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Finanzielle Mittel prüfen
Viele Senioren bauen sehr gewissenhaft vor. Doch einige Erkrankungen brauchen ganz plötzlich eine sehr dichte Betreuung und finanzielle Mittel. Sprechen sie in ihrer Familie früh genug über diese wichtige Frage.
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Wer kann sie zuhause pflegen?
Wer aus ihrer Familie soll und kann ihnen helfen? Wer ist beruflich, aber auch körperlich und geistig dazu in der Lage oder müssen sie einen Pflegedienst beauftragen? Dabei ist zu bedenken, dass ambulante Pflegedienste nur nur über begrenzte Kapazitäten verfügen.
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Information vor Ort
Haben sie eventuell schon mal ein Seniorenstift besucht? Wissen sie, wie es dort aussieht oder haben sie nur Bilder im Kopf? Lange Flure mit Linoleumfußöden, dauerhafter Essensgeruch in der Luft oder schlimmeres? Ein Besuch in einem qualitativ hohem Seniorenstift wäre dann sinnvoll. So können eventuelle Vorurteile abgebaut werden.
Pflege zuhause – Vorteile und Nachteile
Ein Umzug ist in den seltensten Fällen etwas Bequemes. Einige Unsicherheiten sind damit verbunden. Darüber hinaus ist es ja auch ein psychologischer Effekt. Im Alter sind die Menschen weniger bereit, sich noch einmal auf etwas ganz Neues einzulassen. Vielleicht muss man dort mit weniger Platz auskommen. Wer sind die anderen Bewohner. Wie komme ich von dort zu meinen Hobbies?
Nachteile für die Pflegeperson
- Hohe Belastungen
Der Freiraum bei bestimmten Krankheiten ist auch für die Pflegeperson sehr gering und kann extrem belastend wirken. Gerade wenn die Pflegeperson wenig Erfahrung besitzt oder über geringe Ressourcen verfügt. Eine Überlastung ist dann schnell erreicht. Physische und psychische Probleme können die Folge sein. Der Angehörige fühlt sich bereits morgens erschöpft, ausgelaugt und isoliert.
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Finanzielle Probleme
Auch finanzielle Einbußen sind die Folge, weil die Pflegeperson wenig Zeit zu Arbeiten hat, bzw. ihre Arbeit unterbrechen muss. Das Pflegegeld ist nach der Pflegestufe gestaffelt, nicht nach dem Gehalt der Angehörigen. Da die Pflege in der Regel noch meist weiblich ist, belastet die Pflege vor allem sie, weil sie später oft deutlich niedrigere Rentenansprüche haben.
Fazit: Pflege zuhause oder im Seniorenstift
Für beide Varianten ergeben sich Vor- und Nachteile. Vor allem im Bereich der Kosten können sich beide stark unterscheiden. In jedem Fall ändert sich mit einem Umzug auch das soziale Umfeld. Sie schließen dadurch eventuell neue Freundschaften, Hobbies treten in ihr Leben und Abläufe müssen erfasst werden.
Im Regelfall ist das für die Gedächtnisleistung positiv zu bewerten. Außerdem nehmen soziale Kontakte zu. Die Einsamkeit im Alter wird durch das Angebot eines Wohnstiftes und die deutlich kürzeren Wege, zumindest abgefedert. Betreuungskräfte stehen 24 Stunden zur verfügung, nehmen Ängste und geben Orientierung und Sicherheit.