Renata Walden* steht etwas missmutig in ihrem neuen Appartement. Der Regen klopft ihrem Empfinden nach etwas zu stark gegen das Fenster und ihre Stimmung ist ebenfalls ein wenig düster. Der Umzug in die Seniorenresidenz ist zwar abgeschlossen, aber die Gedanken an ihr altes Zuhause und ihre kürzlich erst verstorbene Freundin liegen der siebzigjährigen Seniorin mit den silbrigen Fäden im Haar schwer auf der Seele. Keine Frage, die Entscheidung, hier einzuziehen und einen Neuanfang zu wagen, war richtig.
Viel zu still war es in den vergangenen Monaten um sie herum geworden – und wenn niemand mehr klingelt und zu Besuch kommt, kann man auch niemanden mehr zum gemütlichen Kaffeeplausch am Nachmittag hineinlassen. Bei der GDA will sie zu Hause sein – ein später Neuanfang, aber alles wird sicher gut werden, doch wie beginnen? Renata Walden blickt zur Tür und sieht den netten Umzugshelfer vorbeigehen, sie zögert keine Sekunde und geht mit entschlossenen Schritten zum Flur. „Ach, Herr Münch*, könnte ich Sie bitte nachher mal kurz sprechen?“
*Namen von der Redaktion geändert